Industriekolloquium

Industriekolloquium der Forschungsgruppe

Die Qualität und Funktion technischer Produkte wird maßgeblich durch geometrische Abweichungen einzelner Bauteile beeinflusst. Somit stellt die Spezifikation und Einschränkung der zulässigen Bauteilabweichungen eine Kernaufgabe des Toleranzmanagements während der Produktentwicklung dar. Da das Toleranzmanagement die Schnittstelle zwischen Produktentwicklung, Fertigung, Montage und Qualitätssicherung bildet, ist es zwingend erforderlich, dass geeignete Werkzeuge und Methoden eingesetzt werden, um Toleranzen „so groß wie möglich und so klein wie nötig“ wählen zu können.
Die Forschungsgruppe FOR 2271 „Prozessorientiertes Toleranzmanagement mit virtuellen Absicherungsmethoden“ hat sich daher das Ziel gesetzt, die fertigungs- und montagebedingten Ursachen, sowie die Folgen für die Funktion und Qualität von Mechanismen zu erforschen. Im Rahmen der Forschungsgruppe wurden dafür eine ganzheitliche Vorgehensweise und effiziente Werkzeuge geschaffen, die eine umfassende Steuerung der geometrischen Abweichungen im Produktentstehungsprozess erlauben. Der Hauptfokus der Forschungsaktivitäten liegt dabei nicht nur auf der Erarbeitung, sondern auch auf der Erprobung eines Vorgehensmodells. Die enge Zusammen-arbeit der unterschiedlichen Fachbereiche zielt dabei auf die Verkürzung von Entwicklungszeiten und auf die Reduktion von hohen Entwicklungs- und Produktionskosten ab.
Der Lehrstuhl für Konstruktionstechnik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) veranstaltete am 05.02.2019 gemeinsam mit den beteiligten Lehrstühlen des Departments Maschinenbau das erste Industriekolloquium der Forschungsgruppe FOR 2271 in Erlangen. Das Kolloquium bildet hierbei die Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung und Anwendung und bietet eine Plattform für den fachlichen Austausch von Vertretern aus Industrie und Wissenschaft.</p>

Im Rahmen von Forschungsvorträgen wurden Ergebnisse der Kooperationen der beteiligten Lehrstühle vorgestellt. Hierbei wurde beispielsweise eine neue Vorgehensweise vorgestellt, welche es erlaubt fertigungsprozessspezifische Abweichungen mit Hilfe von Metamodellen bei der Toleranzanalyse zu berücksichtigen. Dieses Vorgehen ermöglichst es die Auswirkungen von Prozessstreuungen während der Fertigung bei der Toleranzanalyse zu berücksichtigen. So können beispielsweise die Folgen von unterschiedlichen Rohlingsdurchmessern und veränderliche Reibbedingungen bei fließgepressten Zahnrädern und die daraus resultierenden geometrischen Abweichungen der Zahnräder in die Toleranzanalyse eingebunden werden.


Neben Aspekten des Toleranzmanagements wurden auch Verfahren zur Bestimmung von Einzelpunktmessunsicherheiten und Unter-suchungen zum Einlaufverhalten von Zahnrädern präsentiert. Ziel der Forscher-gruppe ist es, die Ergebnisse dieser Arbeiten ganzheitlich im Toleranzmanagementprozess zu berücksichtigen.
Die Forschungsvorträge wurden stimmig durch Beiträge aus der Industrie ergänzt, wobei sich zeigte, dass die Vernetzung der unterschiedlichen Domänen, die mit dem Toleranzmanagement einhergeht auch in der Praxis immer wieder zu ähnlichen Heraus-forderungen für das Toleranzmanagement führt.
Bild 2: Diskussion der Forschungsergebnisse während der Postersession
Wir bedanken uns bei allen Teilnehmern und vor allem bei den Vortragenden von BMW, Carl Zeiss, KISSsoft und der TU Darmstadt, die das erste Industriekolloquium der Forscher-gruppe FOR 2271 zu einer sehr gelungenen Veranstaltung gemacht haben.